8 FRAGEN AN VINCE EBERT
Der Hofnarr unter den Keynote Speakern
Seit 20 Jahren rockt der studierte Physiker Vince Ebert sein Publikum als Bestsellerautor, Kabarettist und Moderator auf Unternehmensbühnen, im Theater, im Fernsehen. Er „begeistert sein Publikum mit einer erfrischenden und ehrlichen Kombination aus Wissenschaft und Humor.“, attestiert ihm die Zeit. „Lustige Vorträge“ nennt er es selbst, was er da tut. In unserer Reihe „8 Fragen an…“ verrät Vince Ebert, warum er gerne der Hofnarr ist, der uns höchst vergnüglich mit manchmal unangenehmen Wahrheiten konfrontiert, und warum sein neues Programm „Big Dadaismus“ heißt.
Lachen löst Ängste und fördert das Denkvermögen!
Das weiß Vince Ebert aus eigener Erfahrung, das stellt er mit seinen Vorträgen und Bühnenshows erfolgreich unter Beweis. Jedenfalls meistens. Ein sehr persönliches, humoriges Interview…
- Welche Botschaften möchten Sie Ihren Zuhörern mit auf den Weg geben?
In meinem Vortrag „Big Dadaismus“ zeige ich auf, was derzeit mit Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Big Data möglich ist – und noch viel wichtiger: Was eben nicht. Denn so mächtig diese Systeme sein mögen, im Gegensatz zu uns Menschen haben Computer keine Phantasie, keinen Humor, keine Kreativität, sie können sich keine eigenen Ziele setzen. Es ist also ein Mut machender Vortrag, der mit vielen Heilsversprechen und Ängsten aus dem Silicon Valley aufräumt. Algorithmen sind tolle Tools. Aber sie werden niemals die menschliche Kreativität ersetzen. Weil Computer komplett anders arbeiten als Gehirne. Einen guten Freund aus 60 Metern von hinten zu erkennen, das fällt uns leicht. Ein Computer tut sich da schon schwerer. Der hat keinen guten Freund. Dafür kann der blitzschnell 73 mit 26 multiplizieren. Ein Mensch, der das kann, hat meistens auch keinen guten Freund.
- Wie sind Sie Vortragsredner/in geworden?
Nach Physikstudium und drei Jahren Unternehmensberatung bin ich aus Frust im Job 1998 auf die Kabarettbühne gewechselt. Seit 20 Jahren erkläre ich dort meinem Publikum wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors. Meine Programme waren sind und waren eigentlich nie klassische Kabarettstücke, sondern eher lustige Vorträge. Da lag es irgendwann mal auf der Hand, auch als Vortragsredner zu arbeiten. Inzwischen halte ich pro Jahr etwa 80 Vorträge und nochmal genauso viele Bühnenshows.
- Was treibt Sie persönlich an?
Der Humor war für mich schon immer ein Mittel, Inhalte zu vermitteln. Aus der Hirnforschung weiß man ja schon seit langem: Ein vergnügtes Hirn lernt besser. Ich denke, das Tolle am humoristischen Vortrag ist, dass man sich in einer klassischen Hofnarren-Position befindet. Der Hofnarr war ja früher auch der einzige, der der Führungsspitze im Zweifel die Wahrheit sagen durfte – solange es witzig und unterhaltsam war. Diese Position genieße ich sehr.
- Was raten Sie Unternehmen, die sich fit für die Zukunft machen wollen?
Oft erkenne ich nach zwei, drei Minuten auf der Bühne, welche Atmosphäre im Unternehmen herrscht. Wenn die Mitarbeiter nach einem Gag von mir erst mal ängstlich zum Chef schauen um zu überprüfen, ob der auch lacht, dann steht es mit einem offenen und durchlässigen Betriebsklima nicht zum Besten. Die Angst, einen Fehler zu machen, ist meiner Meinung nach der größte Hemmschuh für Veränderungen. Und die versuche ich eben so gut es geht in meinen Vorträgen abzubauen. Lachen als Angstlöser sozusagen.
- Welches war ihr schönstes Vortragserlebnis?
Vorletztes Jahr sollte ich eine Dinner Speech anlässlich der Verabschiedung eines DAX-Vorstandes halten. Dazu gab es zig inhaltliche Vorgespräche, alle involvierten Personen waren hyperängstlich und wollten keine Fehler machen. Das ging so weit, dass man vorab en Detail sogar mein Manuskript haben wollte, was ich natürlich nicht gemacht habe. Kurzum: Meine Teilnahme stand durch die Weigerung, mein Manuskript herauszugeben, auf der Kippe. Schlussendlich haben sie aufgegeben und mich doch auf die Bühne gelassen. Mein Auftritt war ein Riesenerfolg, und der scheidende Vorstand hat sich 20 Minuten lang totgelacht. Obwohl – oder gerade weil – ich ihn und seinen Konzern richtig durch den Kakao gezogen habe.
- Welches war die größte Panne, die Ihnen bei einem Vortrag/Seminar passiert ist?
Vor langer Zeit habe ich mal auf dem 10jährigen Firmenjubiläum eines Autohauses gesprochen. Die Bühne war strategisch geschickt schräg hinter einer massiven Betonsäule positioniert und zwei Baustrahler haben eine romantisch-diffuse Lichtstimmung in die Autohalle gezaubert. Die Angestellten wollten an dem Tag einfach nur feiern und keinen Vortrag hören. Was auch richtig in die Hose ging. Bei der Verabschiedung fragte mich der Juniorchef dann noch: „Herr Everts, was machen Sie eigentlich beruflich …?“
- Wen würden Sie gerne einmal persönlich treffen?
Im Laufe der letzten Jahre habe ich eine Menge prominenter Leute kennengelernt. Nicht selten kam es vor, dass sich die nach außen Sympathischen im näheren Gespräch als Stinkstiefel erwiesen und die nach außen Arroganten bei näherer Unterhaltung wahnsinnig nett waren. So gesehen lasse ich meine zukünftigen Begegnungen auf mich zukommen …
- Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Ich werde nächstes Jahr mit meiner Frau ein Jahr nach New York ziehen. Da ich meine Shows und Vorträge auch auf Englisch mache, hoffe ich, während dieser Zeit auch ein paar Aufträge in den USA zu bekommen. Aber keine Angst: Mitte 2020 komme ich wieder